Golf spielen lernen oder wie lernt man am besten Golf? Vor dieser Frage stehen nicht nur Golfeinsteiger sondern auch etablierte Handicap-Golfer. Es gibt zwei Optionen dieses Spiel zu lernen. Einzelunterricht oder Gruppentraining. Welche Vor-und Nachteile es gibt, werde ich in diesem Blog-Artikel erörtern.
Halten Gruppen-Kurse das was sie versprechen?
Verbessern Kurse dich in deinem Golfspiel?
Sind Gruppen-Kurse tatsächlich preiswerter als Einzelunterricht?
Oder ist Einzelunterricht sogar preiswerter?
Wie kannst du am besten das Golf spielen lernen? Letztendlich geht es darum, für sich herausfinden, wie man seine Golf-Trainingszeit sinnvoll und effektiv nutzt. Du solltest für dich einen Weg finden, durch Training mit einem Golflehrer, dich in deinem Golfspiel konstant und nachhaltig zu verbessern.
Zunächst trage ich meine Argumente zusammen die mir zum Gruppen-Unterricht einfallen. Entstanden sind diese Aspekte aus meiner eigenen langjährigen Kurs-Erfahrung als Golflehrer.
Vor-und Nachteile Kompakt
Aus meiner Sicht sind die Vorteile des Gruppenunterrichts:
- Durch die Gruppendynamik wirst du zum trainieren motiviert.
- Sozialer Austausch mit anderen möglich.
- Du erhältst fremden Input von anderen Teilnehmern.
- Vergleichsmöglichkeiten in der Gruppe.
- Du fühlst dich mit deinen Problemen nicht alleine.
- Fördert Sozialkompetenz in der Gruppe.
- Regelmäßiger Unterricht (konstante Unterrichtshäufigkeit).
- Kleine Wettbewerbsformen können gespielt und geübt werden (Drucksituation/Stress Simulation).
- Kostengünstiger pro Unterrichtsstunde.
Die Nachteile des Gruppenunterrichts sehe ich wie folgt:
- Aufmerksamkeit des Golflehrers ist geteilt auf alle Teilnehmer.
- Lerntempo kann zu hoch oder zu niedrig für dich sein.
- Unterrichtslevel kann unpassend für dich sein (zu hoch oder zu tief).
- Themengebiete passen eventuell nicht auf deine persönliche Interessen und Bedürfnisse.
- Einzelne können sich hinter der Gruppe verstecken.
- Golfer erhalten nicht genügend Sprech- und Übungsminuten (Zeit) mit dem Pro.
- Individuelle Fragen können nicht ausreichend beim Golf-Lehrer nachgefragt.
- persönliche und individuelle Problemlösung sind mangels Zeit nicht realistisch
- Übersteigertes Konkurrenzdenken in der Gruppe.
- Andere Kursteilnehmer stören, verlangsamen oder nerven.
- Du kannst den Unterricht nicht pausieren, da es feste Termine gibt.
- Verpasste Unterrichts-Einheiten hast du bereits bezahlt. Somit kein Unterricht fürs dein bezahltes Geld.
Sind die Vorteile wirklich Vorteile?
Effektives Golftraining besticht meines Erachtens dadurch, dass es sich möglichst nah an der Golfwirklichkeit, die sich auf dem Golfplatz zeigt, orientiert. Darum überprüfe ich jetzt die von mir genannten Vorteile auf Ihre tatsächliche Praxistauglichkeit.
Durch die Gruppendynamik wirst du zum trainieren motiviert
Ja, unumstößlich richtig. Jedoch ist das Golfspiel anders. Du musst draußen auf dem Platz alleinig deine Entscheidungen treffen. Ein guter Golfer besticht dadurch, dass er für sein Handeln und Tun die Verantwortung übernimmt. Hast du keine Lust zum trainieren, dann stehe dazu und übernimm dafür die Verantwortung. Eine Motivation von außen, die sogenannte „extrinsische Motivation“ (= nicht aus eigenem Antrieb heraus), hat niemals die Kraft wie die eigene Motivation („intrinsische Motivation“). Konsequenz: der vermeintliche Vorteil für Gruppentraining verliert somit an Wirksamkeit.
Sozialer Austausch mit anderen möglich
Der Mensch ist ein soziales Wesen und braucht den Austausch mit Mitmenschen. Völlig richtig und klar. Doch was möchtest du? Trainieren oder nette Gespräche führen? Du möchtest doch das Golf spielen lernen und wenn du einen effektiven Trainingserfolg möchtest, brauchst du einen „Innen-Fokus“. Fragen, die du innerlich beim Üben beantworten solltest wären z.B.: „Was spüre ich gerade?“, „Was fühlt sich anders an als zuvor?“, „Was funktioniert gut?“. Wer sich diese oder weitere Fragen beantworten möchte, der sollte seinen Fokus auf sich lenken. Gespräche mit anderen sind in diesem Moment nur störend.
Du erhältst fremden Input von anderen Teilnehmern
Das hat bestimmt schon jeder Golfspieler erlebt. Nett gemeinte Tipps von Mitspielern auf der Golfrunde. Und? Haben Sie dir etwas gebracht? Genau das ist das Problem. Häufig führen Sichtweisen und Tipps anderer Golfer eher zu Verwirrung als zu einer Verbesserung des eigenen Spiels. Auch hier gilt wieder: Übernehme die Verantwortung für dein Handeln. Golf spielen lernen, erreichst du nur selten über einen fremden Input.
Vergleichsmöglichkeiten in der Gruppe
Definitiv ein nicht zu unterschätzender Aspekt für Golfeinsteiger. Man fühlt sich nicht alleinig so untalentiert und dilettantisch, wenn man sieht, dass auch andere Gruppenteilnehmer den Ball nicht gut treffen. Bist du jedoch diesem Stadium schon „entwachsen“, besitzt bereits ein Handicap, dann brauchst du diesen Vergleich nicht wirklich. Warum nicht? Das Golfspiel ist seit jeher ein Spiel das du gegen den Platz austrägst (Ausnahme: Lochspiel). Der Vergleich mit anderen Golfern findet zu einem späteren Zeitpunkt statt, nach der Golfrunde bei der Siegerehrung im Clubhaus.
Du fühlst dich mit deinen Problemen nicht alleine
Dieser Aspekt hat sehr viel mit dem Persönlichkeits-Typus zu tun. Manchen tut es mental gut zu erfahren, dass es Mitmenschen ähnlich wie einem selbst ergeht. Es gibt aber auch andere Persönlichkeits-Typen, denen das überhaupt nicht wichtig ist. Sie brauchen diesen Austausch nicht, sondern möchten ihre Probleme umgehend alleine lösen. Golf spielen lernen funktioniert sehr gut, wenn man weiß, welcher Typus man ist. Ich empfehle dir dazu mein Golfbuch „die Golf-Profiler“. Darin findest du heraus welchem Persönlichkeits-Typ du angehörst und bekommst eine Menge Informationen darüber, was deine Stärken und kleinen Schwächen beim Golfen sind.
Fördert Sozialkompetenz in der Gruppe
Dieser Aspekt ist für Jugendgolf das Argument schlechthin, warum Gruppen-Training wichtig ist. Kinder lernen auf die Mitspieler zu achten, sich mit Ihnen auseinanderzusetzten und sich sozial zu verhalten. Du bist Erwachsen? Ich denke mir, dass ich kaum weiterschreiben muss. Jeder ist wie er ist. Einem Erwachsenen nun noch Sozialkompetenz beibringen zu wollen, ist wahrscheinlich kaum möglich und wahrhaftig nicht die Aufgabe eines Golftrainings.
Regelmäßiger Unterricht (konstante Unterrichtshäufigkeit)
Klarer Vorteil des Gruppen-Unterrichts? Vermeintlich! Du kannst ebenfalls konstanten Privat-Einzelnterricht für dich einplanen. Das buchen einer Feststunde hat den gleichen Effekt.
Kleine Wettbewerbsformen können gespielt und geübt werden (Drucksituation/Stress Simulation)
Das ist aus meiner Sicht das absolut große Plus der Gruppen-Kurse! Durch Wettbewerbs-Trainingsformen (wer chippt den Ball am nächsten zum Loch, wer macht das „up-down“, wer locht den 3 Meter Putt etc.) bekommt das Gruppen-Training einen direkten Transfer zum Turnier-Golf auf dem Platz. Du verspürst auf einmal einen ganz anderen Druck, als wenn du alleine gegen dich selbst spielst. Aber es braucht die Voraussetzung, dass die Trainings-Gruppe sehr homogen ist! Bedeutet: es sollten sich alle Kursteilnehmer auf einem ungefähr gleichen Spielniveau befinden. Denn ansonsten kann „der Schuss auch böse nach hinten losgehen“. Organisiert man als Coach mehrere dieser kleinen Wettbewerbe innerhalb eines Gruppen-Trainings und es verliert immer derselbe Spieler, dann kann dies auf diesen Golfer einen sehr demoralisierenden Effekt haben. Lustig für die anderen, tragisch für den „Verlierer“.
Kostengünstiger pro Unterrichtsstunde
Im direkten Vergleich mit einer Privat-Unterrichtsstunde auf dem ersten Blick korrekt. Doch ob es tatsächlich preiswerter ist, das werde ich nun tiefgehend beleuchten.
Der Praxisvergleich. Sind Gruppen-Kurse tatsächlich preiswerter als Einzel-Unterricht?
Als Grundlage um diese Frage zu beantworten, nehme ich die Ausschreibung eines Saison-Start-Kurses, den ich im Internet gefunden habe. Dieses Angebot wird so, oder in leicht abgewandelter Form, in vielen Golf Clubs von Golfschulen oder Golflehrern beworben.
Die Eckdaten lauten:
4 Stunden Training, aufgeteilt auf zwei Trainingstermine.
Inhalte: Putt, Chip, Pitch, langes Spiel.
Teilnehmerzahl: mindestens 4 Personen, maximal 7 Personen.
Preis: 99 € je Teilnehmer.
Viele Freizeitgolfer stellen nun folgende Überlegung und Rechnung auf:
Normaler Stundensatz bei dem Pro betragen 60 € pro Stunde (60 Minuten!)
4 x 60 € = 240 €
Kursangebot: für 4 Stunden (240 Minuten) Training „nur“ 99 €.
(Vermeintliche!) Ersparnis gegenüber Einzelunterricht beträgt demnach 141 € (Rechenweg: 240 € minus 99 € = 141€).
Oberflächlich betrachtet handelt es sich hierbei um ein attraktives Angebot. Da spart man ja richtig Geld!
Jetzt durchleuchten wir dieses attraktive Angebot und sehen es uns im Detail an.
Hypothetisch setze ich voraus, das 5 Golfer an diesem Kurs teilnehmen.
Zur Verfügung stehen 4 Stunden, also 240 Minuten.
240 Minuten durch die 5 Golfspieler aufgeteilt, ergeben 48 Minuten pro Person. Der Kurs-Preis von 99 € durch die mir zur Verfügung stehenden Minuten geteilt, ergibt demnach einen Minuten-Preis von 2,06 €. Wir sprechen also jetzt schon von einem Minuten-Preis gegenüber der Privat-Einzelstunde der doppelt so hoch liegt!
Schauen wir noch etwas tiefgründiger hin und machen uns folgendes bewusst: die Inhalte des Kurses sind vielfältig. 4 Themen werden trainiert. Putt, Chip, Pitch und langes Spiel. Für jedes Thema hat der Golflehrer wahrscheinlich eine Zeitstunde (60 Minuten) eingeplant. Wie läuft so ein Kurs in der Praxis ab?
Der Lehrer wird die Gruppe um sich versammeln und ein paar erklärende Worte zu dem nun anstehenden Schlag ausführen und erläutern. Dauer dieser Einführung: 5 Minuten. Die müssen wir nun von den geplanten 60 Minuten je Themeninhalt abziehen. Bleiben 55 Minuten.
Zum Ende des Trainingsblocks wird der Golflehrer noch einige allgemeine Rückmeldungen (Feedback) für die Gruppe geben. 3 Minuten sind hier realistisch. Bleiben 52 Minuten.
Bei zwei Trainingsinhalten, dem Chip und dem Pitch, müssen sehr wahrscheinlich noch die Übungsbälle wieder von der Gruppe eingesammelt werden. Eine „schnelle Gruppe“ sammelt Bälle in 3 Minuten ein. Neuer Minuten-Stand lautet: 49 Minuten Trainingszeit.
Für den Wechsel der Übungsstation, also z.B. vom Putting Grün zum Pitching-Grün zu wechseln, die Gruppe an diesem Ort zu positionieren und den Teilnehmern Zeit für deren Selbst-Organisation (Handschuh anziehen, Caddywagen platzieren, anderen Schläger nehmen, kurz was trinken etc.) zu geben, bedarf es sicherlich ein Zeitfenster von 4 Minuten.
Mit diesen in der Praxis vorkommenden organisatorischen Aspekten dürfen wir daher davon ausgehen, dass die effektive Trainingszeit aller Gruppen-Teilnehmer pro Thema, bei nun realistischen 45 Minuten liegt.
45 Minuten geteilt durch die 5 Golfspieler bedeutet: jedem Teilnehmer stehen genau 9 Minuten mit dem Pro zur Verfügung.
Mit diesen zeitlichen Überlegungen, sind wir nun gerüstet um eine abschließende Rechnung pro Person zu erstellen.
9 Minuten effektive Trainingszeit x 4 Themenblöcke (Putt, Chip, Pitch, langes Spiel)
= 36 MinutenTrainingszeit mit dem Golfprofessional bei einem 4-stündigen Kurs!
Kurspreis von 99 € geteilt durch die 36 Minuten effektive Trainingszeit ergibt demnach einen Minuten-Preis von 2,75 €! Weißt du was eine Privat-Trainerstunde über 60 Minuten bei einem Minuten-Preis von 2,75 € kosten würde? Genau 165 €!
Löst diese aufgestellte Rechnung Widerspruch in dir aus? Vielleicht sagst du dir, dass die Minutenanzahl ja so nicht stimmt, die ich soeben beim Gruppen-Unterricht berechnet habe. Das ich alles viel zu negativ dargestellt habe. Völlig legitim, wenn du so denkst.
Doch gebe ich zu bedenken, dass es noch weitere Aspekte gibt, die ich bewusst (noch) nicht thematisiert habe:
Was wäre, wenn die Gruppe noch größer, anstatt der hypothetischen 5 Personen, ist?
Was passiert mit deiner Minuten-Anzahl, wenn der Trainer deutlich ausgiebigere Erklärungen als über die Dauer von (den eingeplanten) 5 Minuten gibt?
Was macht es mit deiner effektiven Trainingszeit, wenn der Professional nicht haarklein auf die Uhr schaut und bei einem Teilnehmer (aus welchen Gründen auch immer) zeitlich länger verweilt, als die berechneten 9 Minuten?
etc.
Du siehst: es gibt noch einige Variablen, die sich negativ auf die Trainings-Minuten eines Einzelnen auswirken können.
Wie lautet jetzt mein Fazit diese Blogposts? Golf spielen lernen wirst du nicht im Gruppenunterricht!
Mein Fazit. Facts.
- Golfspieler die ausschließlich Gruppen-Unterricht nehmen, verbessern sich in ihrem Golfspiel nicht signifikant
- Selbst bei einem mehrstündigen Kurs, ist die tatsächlich vorhandene Trainingszeit eines einzelnen Kursteilnehmers sehr gering. Sie erreicht nur in den seltensten Fällen die Zeit (60 Minuten) einer Privat-Unterrichtsstunde mit einem Golflehrer
- Gegenüber der allgemeinen verbreiteten Einschätzung und Meinung, ist Gruppen-Unterricht deutlich teurer als Einzel-Unterricht
- Im Gruppen-Unterricht darf man „Quick-Tipps“ erwarten. Eine nachhaltige Problemlösung für den einzelnen Golfspieler kann es im Gruppen-Unterricht nicht geben.
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Meine Konsequenz
Ich habe in meiner Golflehrer-Karriere viele Jahre lang Gruppen-Kurse angeboten und durchgeführt. Umso mehr Erfahrung ich damit sammelte, desto unwohler habe ich mich letztlich gefühlt.
Ich habe Golfspielern in Kursen zwar theoretische Informationen mitteilen können, aber selten ist es mir gelungen einen Spieler innerhalb eines Gruppen-Trainings tatsächlich nachhaltig zu verbessern. Vielleicht lag das an mir. Wahrscheinlicher ist aber eher die Tatsache, dass die Minuten-Anzahl die ich als Golflehrer mit einem einzelnen Gruppen-Teilnehmer zur Verfügung hatte, nicht ausreichte, um ihn besser zu machen. Golf spielen lernen funktioniert nicht mit Gruppenunterricht.
Es gab noch eine weitere „bittere“ Erkenntnis für mich mit Gruppen-Kursen: Mein Glaube, das Golfspieler nach einem Gruppen-Kurs sensibilisiert für Ihre Schwungproblematik seien und diese dann im Einzel-Unterricht beseitigen würden wollen, trat nicht ein! Aus diesen Erfahrungen konnte es für mich nur eine Konsequenz geben: ich biete keine Gruppen-Kurse mehr an!
Auch wenn ich damit deutlich „gegen den Strom schwimme“ und auf Mehreinnahmen verzichte (Gruppen-Unterricht ist finanziell sehr attraktiv für einen Golflehrer) fühle ich mich mit dieser Entscheidung pudelwohl.
Ich kann meinen Qualitätsanspruch, den ich an meine Arbeit stelle, im Einzel-Unterricht realisieren. Daher kann ich für mich nur das Fazit ziehen: 60 Minuten Privat-Unterricht sind mit nichts zu ersetzten!